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Fluss zwischen Naturparadies und menschlicher Nutzung

Die Alz ist ein beliebtes Naturidyll. Viel wird inzwischen in die Reinhaltung des Wassers investiert, Naturschutzgebiete sind ausgewiesen. Und doch können Menschen die Alz nicht völlig unberührt lassen: Wir sind auf ihr Wasser angewiesen, sowohl Gemeinden als auch Unternehmen. Aber wir können verantwortungsvoll mit ihr umgehen – und alte Wunden heilen.


Flussporträt: Natur pur?

Auf 63 Kilometern fließt die Alz durch eine der schönsten Landschaften Oberbayerns: Sie entspringt im Chiemsee und mündet bei Marktl in den Inn, wo 1990 das Naturschutzgebiet Untere Alz eingerichtet wurde. Auch außerhalb solcher geschützter Zonen ist die Alz ein artenreiches Biotop für Pflanzen und Tiere. An Fischen sind unter anderem Barben, Aitel, Hechte, Nasen, Regenbogenforellen, Saiblinge und Äschen in der Alz heimisch. Viele Jahrhunderte war der Fischreichtum der Alz legendär: Bis nach München wurden die Alz-Fische fässerweise transportiert.
Heute ist die Alz ein beliebtes Erholungsgebiet für die Bewohner der umliegenden Gemeinden wie auch für Touristen, die den Fluss auf Wanderwegen, auf Kajaks oder Schlauchbooten erkunden.


Menschliche Eingriffe: Alz als Ressource?

Die Alz: ein ungebändigter voralpiner Wildfluss? Diese Zeiten sind längst vorbei: Nicht nur der Hochwasserschutz hat den Fluss verändert. Das Wasser der Alz wird von den Menschen intensiv genutzt: Die Anrainer-Gemeinden leiten ihre geklärten Abwässer in die Alz ein, ebenso die Unternehmen. Sie benötigen zudem große Wassermengen für ihre Produktion, vor allem als Kühl- und Prozesswasser. Mehrere Kanal-Ausleitungen zweigen deshalb am Unterlauf der Alz einen Teil des Wassers ab, so dass im ursprünglichen Flussbett deutlich weniger Wasser fließt. Mehrere Wasserkraftwerke nutzen die Alz darüber hinaus, um elektrische Energie zu erzeugen.


Wasserqualität: Alles klar?

Durch das Bevölkerungswachstum, die Industrialisierung und die intensive Landwirtschaft wurden immer mehr Abwässer in die Alz geleitet. In den 1960er Jahren war die Wasserqualität deshalb so schlecht, dass viele Tier- und Pflanzenarten ausstarben.
Besonders ab den 1970er Jahren investierten sowohl Gemeinden als auch Unternehmen in immer leistungsfähigere Kläranlagen und die Wasseraufbereitung. Im Werk Gendorf wurde z. B. 1973 die Kläranlage in Betrieb genommen. Es folgten gewaltige Investitionen in die Verbesserung der biologischen Reinigung durch eine optimierte Belüftung sowie der Bau einer neuen Vorklärung, um die Reinigungsleistung weiter zu verbessern. Durch die gemeinsamen Anstrengungen von Gemeinden und Industrie stieg die Wasserqualität der Alz seit den 1970er Jahren kontinuierlich und die Artenvielfalt nahm wieder zu. Heute haben sich sogar wieder Edelkrebse zwischen Emmerting und Burgkirchen angesiedelt, die nur in besonders reinem Wasser heimisch sind. Darüber hinaus tummeln sich laut einem Fischmonitoring 16 verschiedene Fischarten in der Alz.


Renaturierung: Wunden heilen

Auch wenn die Wasserqualität der Alz sich in den letzten Jahrzehnten verbessert hat, führten menschliche Eingriffe dazu, dass das Ökosystem Alz immer noch leidet. Der Fluss wurde teilweise begradigt, Auen wurden trockengelegt. Staustufen und Dämme behindern Fische bei ihren Wanderungen. Die Mitgliedsunternehmen des Vereins Naturnahe Alz wollen mithelfen, diese Fehler der Vergangenheit zumindest teilweise zu beheben. Durch eine Renaturierung soll dem Fluss wieder mehr Raum gegeben werden, um das Ökosystem Alz zu stärken.